Es war ein ruhiger Abend im Wohnzimmer. Affi und Carsten lagen wie so oft auf dem Sofa, eingekuschelt in eine weiche Decke. Der Fernseher flimmerte leise im Hintergrund, und die erwachsenen Bewohner des Hauses saßen entspannt daneben. Einer von ihnen, der große Mensch mit dem Bart, streckte plötzlich eine Hand aus und zog Affi sanft näher zu sich.

Affi, der Orang-Utan, wurde behutsam auf den Schoß gehoben. Die Hand streichelte sein weiches Fell. Er spürte die Wärme des Menschen und das langsame, beruhigende Schlagen seines Herzens. Es war anders als das Kuscheln mit der kleinen Besitzerin – ruhiger, sanfter, oft stiller. Er mochte es. Er lehnte seinen Kopf an den warmen Bauch des Menschen und schloss selig die Augen.

Carsten, der Burger, beobachtete das Ganze vom Sofa aus. Er war bei der kleinen Besitzerin geblieben, die ihn fest umklammerte, während sie eine Geschichte las. Aber sein Blick schweifte immer wieder zu Affi und dem bärtigen Erwachsenen. Er verstand es nicht ganz.

Später, als Affi wieder auf dem Sofa lag und der Raum dunkel wurde, flüsterte Carsten: “Affi, ich verstehe das nicht. Du lässt dich von den großen Menschen kuscheln. Aber die sind doch so… groß und ungeschickt! Und sie spielen nicht so wild wie unsere kleine Besitzerin.”

Affi schmunzelte und rückte näher an Carsten heran. “Ja, Carsten, sie sind anders. Aber das ist ja das Schöne daran! Ich mag es, wenn sie mich kuscheln. Sie sind so ruhig und warm. Es ist ein ganz anderes Gefühl. Ein Gefühl von Geborgenheit und Stille. Manchmal brauche ich das. Es ist wie ein langer, warmer Schlaf.”

Carsten dachte nach. “Aber sind wir denn nicht nur für Kinder da? Ich meine, wir sind Kuscheltiere! Wir sollen beim Spielen dabei sein und Tränen trocknen. Die großen Menschen weinen doch nicht so oft. Und sie werfen uns auch nicht in die Luft oder bauen Kissenburgen mit uns!”

Affi nickte verständnisvoll. “Das stimmt. Die Art des Kuschelns ist anders. Mit den Kindern ist es voller Energie und Fantasie. Wir sind Abenteurer, Gefährten auf Reisen durchs Kinderzimmer. Aber mit den Erwachsenen… da sind wir eher wie kleine, warme Anker. Sie halten uns fest, wenn sie nachdenken oder wenn sie müde sind. Manchmal spüre ich, dass sie in diesem Moment genauso viel Trost brauchen wie ein Kind.”

“Trost?”, fragte Carsten verwirrt. “Aber die Erwachsenen sind doch immer stark und wissen alles!”

Affi seufzte leise. “Nicht immer, mein lieber Burger. Manchmal sind auch sie müde. Oder traurig. Oder sie vermissen etwas. Und dann ist es schön, wenn jemand Weiches und Flauschiges da ist, den man einfach nur festhalten kann, ohne Worte. So wie du und ich, wenn wir uns gegenseitig Trost spenden.”

Carsten blickte zu Affi auf. Er hatte noch nie darüber nachgedacht, dass Erwachsene auch Trost brauchten. Für ihn waren sie unantastbar und unbesiegbar. Er war immer der Meinung gewesen, dass Kuscheltiere eine ganz klare Aufgabe hatten: Kinder glücklich zu machen.

“Vielleicht…”, begann Carsten zögernd, “vielleicht ist es ja gar nicht so schlecht. Solange sie uns nicht wie ein Marmeladenbrot fallen lassen, wenn sie schlafen.” Er kicherte bei dem Gedanken.

Affi lachte herzhaft. “Genau! Solange wir sicher sind, ist jedes Kuscheln ein gutes Kuscheln. Egal ob von klein oder groß. Hauptsache, wir sind dabei und können Freude oder Trost spenden.”

Carsten rollte sich noch etwas näher an Affi heran. Er mochte zwar immer noch die energiegeladenen Abenteuer mit der kleinen Besitzerin am liebsten, aber Affis Worte hatten ihm eine neue Perspektive eröffnet. Vielleicht gab es ja mehr Arten des Kuschelns, als er sich je vorgestellt hatte. Und vielleicht war es ja eine besondere Ehre, auch den großen Menschen Trost spenden zu dürfen.