
Es war still auf dem Sofa. Zu still. Affi, der schlanke Orang-Utan, saß auf der linken Sofaecke, seine langen Arme ruhten untätig. Quer über das große Kissenmeer, auf der rechten Seite, lag Carsten, der Burger. Er war genauso still, sein freundliches Gesicht blickte melancholisch auf das Muster des Teppichs. Normalerweise wären die beiden Freunde Arm in Arm, mitten im Gespräch oder beim Bau einer verrückten Kissenhöhle. Aber seit Wochen hielten sie Abstand.
Der Grund für die Trennung war weder Streit noch Zorn, sondern ein neuer Sessel.
Der Sessel war groß, weich und stand in der sonnigsten Ecke des Zimmers – ein Kuscheltraum. Als er einzog, hatte die kleine Besitzerin des Hauses entschieden, dass dieser Sessel perfekt für ruhige Lesestunden sei.
Sie hatte Affi als Erstes auserwählt, ihn in den Sessel gesetzt und ihm ein Bilderbuch in die Arme gelegt. Affi liebte die Ruhe und die Sonne; er wurde zum Lesewächter des Sessels.
Kurz darauf gab es in der Küche ein kleines Malheur: Eine unvorsichtige Bewegung ließ ein Marmeladenbrot auf das Sofa fallen. Um eine Krümelkatastrophe zu vermeiden, beschloss die Besitzerin, das Sofa gründlich auszuschütteln und alle Decken zu waschen.
Um Carsten vor den Krümeln und der Reinigung zu schützen, platzierte sie ihn kurzerhand auf die äußerste rechte Sofaecke, in einen Korb voller sauberer, frisch duftender Waschlappen. Dort lag Carsten nun, Der Duftende Wächter der Waschlappen, umgeben von weichem Frottee.
Für die Menschen war die Sache klar: Affi war im Sessel, Carsten im Korb. Aber für Affi und Carsten war es eine unüberwindbare Distanz. Das Sofa war zu groß, um sich ohne Umstände hin und her zu rollen. Die Sessel-Lehne versperrte Affis Blick auf den Boden, und Carsten konnte aus seinem Korb nur die Decke sehen.
Eines Abends, als die Sonne unterging, durchbrach Affi die Stille. Er streckte einen seiner langen Arme in die Luft und rief über die Kissen: “Carsten? Vermisst du es auch, zusammen Mirabellen zu pflücken?”
Carsten rollte sich etwas auf die Seite, sodass er Affi sehen konnte. “Ja, Affi! Und ich vermisse unsere Höhlen. Aber ich kann hier nicht weg, und du bist da drüben so gemütlich!”
Sie lachten beide leise, ein bisschen traurig. Ihre Herzen waren nah, aber die Kissen und die gute Absicht der Menschen, sie sicher zu platzieren, hatten eine riesige, unüberwindbare Distanz geschaffen.
Sie wussten: Sobald die Menschen das Muster änderten – sei es, weil das Buch fertig gelesen war oder die Waschlappen gebraucht wurden – würden sie wieder zusammen sein. Aber bis dahin mussten sie geduldig warten und sich über das große Sofa hinweg kleine, leise Grüße zurufen.
Wann, glaubst du, werden Affi und Carsten es schaffen, wieder zusammenzukommen?